Leistungsdiagnostik

D. ELgeti
Vorbereitung Feldstufenlaktat-Test
Um Sport zu treiben brauchen wir Energie, dabei hängt die Art der Energiebereitstellung stark von der Belastungsintensität ab. Sehr kurze Belastungen nutzen ATP in seiner Speicherform Kreatinphosphat. Später wird Energie durch den Abbau von Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten gewonnen.


Dabei verfügen wir mit den Fetten über einen riesigen Energiespeicher, der theoretisch bei einem normgewichtigen Sportler für ca. 30 Marathons ausreichen würde. Um auf diese Energiereserve zurückgreifen zu können, darf die körperliche Belastung aber nicht zu intensiv sein, da sonst der Stoffwechselweg des Fettabbaus während der Belastung nicht genutzt werden kann.

Beim Abbau der Kohlenhydrate können körpereigene Speicher (Glycogen) in der Leber und der Muskulatur genutzt werden, ferner auch unter der Belastung aufgenommene Kohlenhydrate - dabei ist aber die Aufnahmemenge der Kohlenhydrate durch den Magen-Darm-Trakt begrenzt. Wer als Marathonläufer die Fettverbrennung nicht richtig trainiert hat, auf den wartet jenseits der 30-Kilometer-Markierung unweigerlich der „Mann mit dem Hammer“, ein in Sportlerkreisen üblicher Ausdruck für einen recht plötzlichen und unangenehmen Leistungseinbruch.

Sportmedizinische Eingangs- und Kontroll-Untersuchung
stufenweise Belastung
Laktat
Aus Kohlenhydraten kann mit Sauerstoff (aerob) oder auch ohne Sauerstoff (anaerob) Energie gewonnen werten. Beim aeroben Stoffwechselweg entstehen Wasser und Kohlendioxid, letzteres wird mit der Ausatemluft abgegeben. Beim anaeroben Stoffwechselweg, der immer dann genutzt wird, wenn bei hoher körperlicher Belastung die Sauerstoffzufur über die Atmung nicht mehr ausreichend ist, fällt als Zwischenprodukt Milchsäure (Laktat) an.
Eine zunehmende Konzentration des Laktates bei anhaltend hoher Belastung, führt zu einer Übersäuerung des Blutes und in der Folge zu einer zunehmenden Leistungseinschränkung bzw. zum Leistungsabbruch.
 

Laktatmessung - warum?
Ein Marathonläufer versucht in einem Rennen ein möglichst gleichmäßiges, schnelles Tempo zu laufen, bei dem er nicht übersäuert (Blutlaktat kleiner 4 mmol/l), um zum Ende des Rennens keinen Leistungseinbruch zu riskieren. Sein Training ist auf eine Dauerbelastung ausgerichtet, bei dem insbesondere auch die Fettverbrennung trainiert wird, weil die Kohlenhydratreserven für eine solche Distanz bei weitem nicht ausreichen und die Kohlenhydrataufnahme über den Magen-Darm-Trakt auch begrenzt ist.

 

Sportmedizinische Eingangs- und Kontroll-Untersuchung
Blutabnahme zur Laktatbestimmung
Ein Läufer auf kurzen Strecken (bis zu einigen Kilometern) wird ein anderes Trainingsziel verfolgen, bei dem auch die Toleranz von höheren Laktatwerten trainiert wird, um eine kurzfristig hohe Geschwindigkeit laufen zu können. Hier wird eine „Sauerstoffschuld“ eingegangen, die zum deutlichen Anstieg der Blutlaktatwerte führt (bei einem 400 Meter-Lauf bis zu 25 mmol/l).
 
Um ein zielorientiertes Training zu gestalten besteht die Möglichkeit Laktatwerte im Blut zu bestimmen. Dies erfolgt üblicherweise unter ansteigender Belastung. Belastungsintensität, Herzfrequenz und Blutlaktatkonzentration werden dabei für jede Belastungsstufe dokumentiert.
 
Stellt man diese Parameter graphisch dar, erhält man Aufschluss über die Leistungsfähigkeit eines Sportlers im so genannten aeroben und anaeroben Schwellenbereich, deren Kenntnis nötig für einen sinnvollen und effektiven Trainingsaufbau ist mit dem Ziel einer Leistungsverbesserung.
 
Sport- oder Reisemedizinische Tauglichkeitsbescheinigung
Auswertung Feldstufenlaktat-Test
Laktatmessung – wie?
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Laktatbestimmung. Wir haben uns für eine photometrische Messung, nach Abnahme einer kleinen Blutprobe aus dem Ohrläppchen, entschieden. Diese Methode ergibt die genauesten Ergebnisse. Ferner ermöglicht sie, daß mehrere Sportler zur selben Zeit untersucht werden, da die Konzentrationsbestimmung der jeweiligen Proben nach Abschluß aller Belastungsstufen erfolgen kann.
 
So ist es auch möglich Läufergruppen bis zu 8 Personen auf einem Sportplatz gleichzeitig zu untersuchen. Laufbänder haben das Problem, daß die Dämpfungseigenschaften und der kleine Bereich auf dem zu laufen ist, vor allem bei nicht so geübten Läufern, zu einem angespannten, anstrengten Laufstil führen. Da es keinen Gegenwind gibt, versucht man diesen durch das Einstellen einer leichten Steigung zu ersetzen. Als Hauptargument für einen Laufbandtest werden die stabilen Umgebungsbedingungen angeführt - was für eine Vergleichbarkeit durchaus sinnvoll ist.
 
Will ich meine Ergebnisse aber zum Trainingsaufbau nutzen, so erscheint eine Untersuchung bei kalten Umgebungstemperaturen im Februar sinnvoll, wenn ich auch in dieser Zeit trainieren werde. Und selbstverständlich wird eine Trainingssteuerung zu dieser Zeit mein Ansinnen sein, sonst ergäbe die Diagnostik zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn. Somit erscheint eine Untersuchung auf einem Sportplatz als die Methode, die die physiologischsten Ergebnisse aufzeigen wird.
 
Aus diesem Grund bieten wir unsere Untersuchung auf einem unseren Praxisräumlichkeiten nahen Sportplatz an, könnten nach Absprache auch problemlos zu einem anderen Sportplatz kommen.
 
Herzfrequenz und Blutprobe werden in Ruhe abgenommen. Da es den meisten Läufern schwer fällt eine vorgegebene Geschwindigkeit zu laufen, fährt  ein Fahrradfahrer mit jeweils vorgegebener Geschwindigkeit vor der Laufgruppe vorweg. Nach jeweils zwei Runden wird die Herzfrequenz, die über den Pulsgurt ermittelt wird, notiert und es werden die Blutproben aus dem Ohrläppchen entnommen. Nach ca. 30 Sekunden (zur Abnahme), werden erneut zwei Runden gelaufen, üblicherweise mit einer um 1km/h gesteigerten Laufgeschwindigkeit.
 
Die jeweilige Einstiegsgeschwindigkeit wird so niedrig begonnen, daß bis zum Erreichen der anaeroben Schwelle einige Geschwindigkeitssteigerungen gelaufen werden können, da sonst keine exakte Ermittlung des aeroben bzw. anaeroben Schwellenbereiches möglich ist. Die Laufgeschwindigkeitssteigerung erfolgt so lange, bis der Läufer keiner weiteren Steigerung folgen kann (das ist üblicherweise etwas schneller als beim 10 km Renntempo).
 
Vor einer solchen Untersuchung sollten die Glycogenspeicher mindestens halb gefüllt sein Das heißt, daß ein intensives Training in den 2 Tagen vor einem Untersuchungstermin nicht erfolgen sollte, und auch die Ernährung in dieser Zeit ausreichend Kohlenhydrate enthalten soll.
 
Dr. med. Christian Ehle